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Spende von Rockers Records

Retten Spenden & Förderungen die Klubs in der Pandemie?

Hannover – Der Grund des Treffens von Klub- und Pressevertreter:innen am 13. Juli 2020 ist besorgniserregend: Die weiterhin skurrile Corona-Situation gefährdet in erster Linie unsere Gesundheit. Die Maßnahmen wiederum, die erforderlich sind um unsere Gesundheit zu schützen, gefährden die Existenz von Einrichtungen, welche unser Leben lebenswerter machen. 

Der Anlass des besagten Treffens ist dagegen als reine Momentaufnahme äußerst erfreulich: Auf Initiative des lokalen Plattenladens Rockers Records beteiligten sich hunderte Anwohner:innen sowie weitere Menschen über Hannovers Region hinaus bei einer Rock’n’Roll Tombola. Die Erlöse wurden nun zu 100% den Livespielstätten LUX, Kulturzentrum Faust, Café Glocksee und Béi Chéz Heinz gespendet. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie sich Privatpersonen im ganzen Bundesland unterstützend einbringen. Und das, obwohl viele privat ebenfalls unverschuldet in finanzielle Schieflage geraten sind. 

Wir vom KlubNetz engagieren uns als der niedersächsische Verband der Konzertkulturschaffenden ebenfalls für die Livekonzertveranstalter:innen und zählen selbst dazu. Wir wissen, dass die Akteur:innen in den Klubs nicht durch Gewinnmaximierung und Profit motiviert werden. Die Programminhalte stellen den Antrieb dar. Es wird dabei quasi von Natur aus am Rande der wirtschaftlichen Machbarkeit gearbeitet. Seltene Ersparnisse werden zumeist direkt wieder in erforderliche Baumaßnahmen oder waghalsige Bookings investiert. Waghalsig, da die Künstler:innen zumeist noch dabei sind einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu werden und somit anfangs keine kosteneffizienten Konzerte möglich sind. 
Umso kritischer ist die Perspektive für die Kulturstätten dieser sogenannten „Grassroot-Konzerte“, die durch die COVID-19-Pandemie als erste schließen und vermutlich als letzte wieder wirtschaften können. Trotz vielfältiger Förderungen sind die meisten Klubs unmittelbar in ihrer Existenz bedroht. Und sind sie einmal Insolvent, ist eine Neugründung unter aktuellen bau- und steuerrechtlichen Bedingungen sehr unwahrscheinlich. 


Die Relevanz dieser Kulturstätten für die Gesellschaft haben sowohl Bevölkerung als auch Politik erkannt. Neben ersten staatlichen Maßnahmen waren es primär die Gäste und Musikliebhaber:innen, die mit ihrer Solidarität und Spenden bisher die Grundlage für „ihre“ Klubs sicherten. Diese Orte sind schließlich nicht „nur“ ihre Anlaufstation für laute Musik und Getränke. Die Klubs schaffen Raum für soziale und kulturelle Interaktion und sind zudem der Arbeitsplatz für viele Menschen. Dabei hängt alles zusammen – vom Klubpersonal oder Festivalteam hin zu den Techniker:innen bis zu den Läden für Musikinstrumente, Kartenvorverkauf und eben den Plattenläden. 
Freundeskreise und Gemeinschaften definieren sich durch diese Szenen und ihre Lieblingslocations. So wurden schon viele Bands und natürlich auch Beziehungen an der Theke begründet. Erste Erfahrungen in Veranstaltungsorganisation wurden gemacht, die Auftritte der Band von Freund:innen oder sogar der eigenen Kapelle wurden gefeiert und teilweise große musikalische Karrieren gestartet. Dabei strahlen die Spielstätten oft weit über ihre jeweilige Region hinaus – auch dank der vielen nationalen und internationalen Künstler:innen, welche eingeladen werden konnten. 

„Diese Relevanz der Kulturstätten zieht sich durch viele Schichten und Altersklassen. Neben den Livekonzerten könnt ihr in Klubs vom Schulbandworkshop über Studipartys bis zu Hochzeiten oder Klassentreffen alles mögliche erleben, was als gesellschaftlicher Anlass dient… zumindest falls die Klubs auch nach Corona noch existieren“, so David Lampe, ehrenamtlicher Geschäftsführer des KlubNetz. Dank der zahlreichen privaten Spender:innen ist zumindest ein weiterer Schritt dafür getan. Doch ohne umsetzbare Verordnungen und Förderzusagen seitens der Politik sehen die Konzertveranstalter:innen keine Zukunft. Denn der Betrieb mit Gästezahlen unterhalb der eigentlichen Raumkapazität ist bei fast allen Klubs leider nicht annähernd rentabel. 

Damit wir uns alle auch in Zukunft in den Kulturstätten treffen können um zu reden, zu tanzen, zu feiern und zu philosophieren… um uns auszutauschen, inspiriert zu werden und mit Freund:innen FREUDE zu erleben…

…dafür setzen wir uns auch weiterhin ein!


Hoffentlich bis bald in den Klubs! 
Euer KlubNetz-Team