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Landtag Nds. Drucksache 18/6680

Das Thema Club- und Festivalkultur kommt in der Landespolitik an

Als erste Fraktion im niedersächsischen Landtag widmen sich Bündnis 90/Die Grünen der Club- und Festivalkultur in dieser Form. Ihr Antrag „Förderung der Club- und Festivalkultur – nicht nur unter Corona“ wurde als Drucksache 18/6680 bereits im Juni veröffentlicht (Link siehe Screenshot). 

Am Dienstag, den 21.7.20 ab 11 Uhr laden wir vom KlubNetz e.V. zusammen mit den Grünen im Landtag zum Pressetermin „Musik-Clubs in Not – Konzertkultur in Niedersachsen braucht dringend Unterstützung“ in den Kulturpalast Linden, Deisterstraße 24, Hannover. 

Eva Viehoff (Abgeordnete der Grünen und kulturpolitische Sprecherin) und Gunnar Geßner (Vorsitzender KlubNetz e.V.) gehen auf die Inhalte des Antrags und Fragen zur Lage der Kulturstätten ein. Um die aktuell erforderlichen Abstandsregeln wahren zu können, bitten wir um eine formlose Anmeldung an: „buero ÄT klubnetz.de“. 

Die Club- und Festivalkultur ist ein Hybrid, der in Kultur, Wirtschaft und Sozialem verwurzelt ist. Diese Mehrdimensionalität macht sie so vielfältig und so wichtig für ein modernes Land. 

Viele Clubs und Livemusikspielstätten agieren im Grenzkostenbereich. Große finanzielle Polster bauen sich nicht auf, sie sind deshalb im Alltag schon klein und flexibel: Tür-Deals mit Künstler:innen, selbstständige Techniker:innen, die mit den Bands anreisen, kleine Teams mit sehr hohem Anteil an 450 €-Kräften und kein Kündigungsschutz, kaum langfristige große Investitionen mit entsprechenden Kreditverpflichtungen. Das macht die Erstanpassung an die Krise – auch dank der Unterstützung durch die verschiedenen Nothilfen, Programme und Kurzarbeitergeld – einfach, das heißt aber auch, dass die Situation insgesamt fragil ist und schnell in ein Aussterben der Clubkultur münden kann. 

Eine Erfahrung der letzten Jahre ist, dass wenn ein Club geschlossen wird, er für immer zu bleibt und damit auch die entsprechende Immobilie für die Musik verloren ist. Neue Spielstätten entstehen kaum, da der Aufwand im Vergleich zur zu erwartenden Rendite zu gering ist. Hier besteht also eine strukturelle Gefahr, die struktureller langfristiger Hilfe bedarf. 

In den kleinen Clubs findet (leider nahezu unentgeltlich, denn getrieben aus kultureller Leidenschaft) die Forschung und Entwicklung der Musikbranche statt. Hier entstehen die musikalischen Trends, hier lernen besondere Künstler:innen ihren Umgang mit einem Publikum, hier werden aber auch Trends in Mode und Design geprägt. 

Die Bereiche der Branche, denen es gut geht (bzw. ging – bis Corona kam), sind damit langfristig ebenfalls in Gefahr. Konzerte und Festivals mit tausenden Besucher:innen begründen ihre Attraktivität in einem Programm mit starken Künstler:innen. 

In Stadt und Land bietet die Vielfalt kultureller Angebote für diverse Lebensentwürfe und Identitäten erst die Lebensqualität, die in einer modernen Gesellschaft nötig ist. „Da ist nichts los“ ist eine Aussage, die ganze Gegenden in Verruf bringen kann. Die Graswurzelkultur ist ein kulturelles Grundrauschen, ohne das es ganz leise wird – auch wirtschaftlich, denn die Attraktivität einer Region spiegelt sich im Wettbewerb um Fachkräfte. 

Jede Dimension der Club- und Festivalkultur, die kulturelle, wirtschaftliche und soziale, hat ihre Bedeutung in unserer komplexen, vernetzten und agilen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Sie muss die Krise überleben. 

Gunnar Geßner (Vorstand Klubnetz): „Die Corona-Krise wurde schon als „Naturkatastrophe in Zeitlupe“ bezeichnet. Ganz ähnlich fühlt es sich für die Club- und Festivalkultur an. Das heißt auch, dass es uns noch lange beschäftigen wird. Die bisherige Unterstützung hat schon geholfen, aber sie wird angesichts der Dauer der Einschränkungen für die Clubkultur nicht ausreichen.“

Link: Niedersächsischer Landtag – Drucksache 18/6680